Donnerstag, 28. Januar 2016

#11 Halbzeit!?

Vor über einer Woche hieß es für mein Austauschjahr: Halbzeit!
5 1/2 Monate sind wirklich wie ein Wimpernschlag vorbei.
Naja das kommt darauf an wie man es betrachtet. 
Manchmal gibt es im Leben eines Austauschschülers Phasen, in denen man sich wirklich die Zukunft herbeiwünscht und sich eine Woche so langsam zieht wie ein Kaugummi.
Aber dann schaut man zurück und denkt sich nur: Wo eigentlich meine ganze Zeit, die ich hier hatte, hin? Habe ich sie richtig genutzt? Könnte ich sie besser nutzen?
Ich erinnere mich noch, dass ich mir in dem ersten Monat in Brasilien gedacht habe:
Oh Gott, wie sehr würde ich mir die Hälfte des Austauschjahres jetzt schon herbeiwünschen.
Dann würde ich mich schon verständigen können, hätte ein Sozialleben, es wären nur noch 5 1/2 Monate bis ich meine Familie und meine Freunde in Deutschland wieder sehe, ...
Jetzt bin ich hier angelangt und denke mir:
Ich möchte auf keinen Fall diese verlorenen Anfangsgefühle zurück.
Ich bin wirklich froh die erste Hälfte gemeistert zu haben, jetzt kann ich die Zweite um so mehr genießen.

Mit dem Portugiesisch läuft es (meiner Meinung nach) super!
Es gibt nur noch einige wenige Worte im Alltag, dessen Bedeutung ich noch nicht weiß,
ich kann ohne Probleme Filme, Serien, YouTube-Videos und Novelas (Brasilianische Soap-Operas) auf Portugiesisch anschauen und verstehen, 
ich kann mich wie ein normaler Teenager auf Portugiesisch über meine Gasteltern aufregen (mit meiner Gastschwester und Freundinnen), 
ich habe kein Problem mehr damit alleine raus zu gehen, weil ich mittlerweile nach dem Weg fragen kann und die Antworten auch verstehe, 
ich fange an den Text der brasilianischen Musik zu lernen und mitzusingen, und und und ...

Meine Gastschwester ist für mich meine Ansprechpartnerin in der Familie geworden. 
Sie war zu Anfang sehr schüchtern mir gegenüber, aber mittlerweile rede ich mit ihr über alles und sie versucht mir immer bei Problemen mit meinen Gasteltern zu helfen. 

Seit dem 8. Dezember habe ich endlich Ferien!
Dadurch, dass die deutschen Sommer- sowie Herbstferien für mich ausgefallen sind, war ich nach den ersten 4 Monaten echt fertig mit der Welt.
Alles war neu, ich musste alles auf einer Sprache, die ich zu Anfang noch nicht sprach, klären, ich musste mich einleben, habe einen Kulturschock durchlebt.
Aber jetzt endlich Sommerferien! 

Laut meiner Direktorin habe ich das Schuljahr bestanden, was ich allerdings sehr stark bezweifele, weil ich mich definitiv nicht für die Schule ins Zeug gelegt habe (das heißt überhaupt nichts gemacht haha). 
Also durfte ich am nach dem letzten offiziellen Schultag nach Hause gehen. 
Die, die nicht bestanden haben mussten bei einer sogenannten "Recouperação" bleiben, d.h. noch eine Woche Unterricht und danach eine Woche Prüfungen, um die fehlenden Punkte aufzuholen.
(Das Schuljahr fängt in Brasilien im Februar an und hört Ende November/Anfang Dezember auf.)

Am Anfang der Ferien sind wir mit meinem Gastonkel und meiner Gasttante zu ihren Verwandten in den Norden Paranás - etwa 5 Stunden Autofahrt entfernt - gefahren.
Dort haben wir ein Wochenende in einem 3800 Einwohner Ort Guapirama verbracht.
Es ist wie wirklich abgeschottet von der Welt, auf dem Land in Brasilien.
Sie haben 2 Pizzerien in der "Stadt" und einen Supermarkt, das Abwasser wird mit einem Traktor, der einen Tank hinter sich herzieht von jedem einzelnen Haus abgeholt und es ist so sicher dort, dass sie nachts die Türen sogar unabgesperrt lassen können.

Das weihnachtliche Gefühl, das man in Deutschland so hat, ist in der Vorweihnachtszeit hier so gut wie gar nicht rüber gekommen.
Zwar hat meine Gastmutter das Haus so extrem, wie in amerikanischen Filmen geschmückt, wir hatten als Weihnachtsbaum einen echten Pinheiro (eine Nadelbaumart, die hier in Paraná sehr häufig ist), aber ich habe definitiv die Kälte, den Weihnachtskalender, den Adventskranz und meine Familie vermisst.
Weihnachten selbst war dann eher eine Show und ganz viel Essen.
Mein Gastonkel hat sich an Heiligabend bei 30 Grad in ein Weihnachtsmann-Kostüm gesteckt und für jeden aus einem großen Geschenkesack für jeden Kleinigkeiten herausgeholt.
Nach der Reihe musste sich jeder einmal auf seinen Schoß setzen, er hat gefragt ob man in letzter Zeit denn "ein gutes Kind war" und dann wurde von jedem ein Foto mit ihm geschossen.
Sowie an Heiligabend, als auch am 1. Weihnachtsfeiertag gab es ein großes Festessen mit der gesamten Familie.

Ein paar Tage danach sind wir dann schon nach Matinhos ins Strandhaus gefahren, um dort Silvester zu feiern.
Im Endeffekt sind wir dort für 3 Wochen zusammen geblieben, ich habe viel Zeit mit meinen Gastgeschwistern, meiner Gastcousine und meinem Gastcousin verbracht, wir sind tagsüber an den Strand, haben viel Açai gegessen und sind nachts oft weggegangen. 
Wie zum Beispiel an Silvester nach dem Familien-Teil, wo es mein Gastcousin mit dem Alkohol ein "bisschen" übertrieben hat.
Unter Jugendlichen wird in Brasilien genauso getrunken wie in Deutschland.
Sie präferieren allerdings Wodka mit Soft-Dinks und Caipirinha.
Bier ist überhaupt nicht üblich, genauso wenig wie Wodka pur.
Außerdem sind die Eltern in Deutschland, was Trinken unter Jugendlichen betrifft, eher entspannter als die Eltern hier, habe ich so das Gefühl. Vielleicht mag es daran liegen, dass jeglicher Alkohol in Brasilien erst ab 18 ist und die Jugendlichen unter 18 von ihren Eltern noch wie ihre kleine Babys behandelt werden, aber das schreckt die Teenager hier genauso wenig zurück wie in Europa.

Anfang Januar bin ich dann mit meinen Gastgeschwistern + Cousine + Cousin zur Show von Thiaguinho (ein brasilianischer Sänger) gegangen, die mit erwachsener Begleitung ab 16 und alleine ab 18 war.
Mein Gastcousin war an diesem Tag noch 14, und ich bin 15, aber die Türsteher sind auf jeden Fall sehr gelassen gewesen und haben uns, trotz unserer durchschaubaren Notlügen, reingelassen.

Am 18. Januar bin ich zurück nach Curitiba gefahren, aber das auch nur weil ich am 20. mit BeloBrasilTours für 5 Tage nach Rio de Janeiro gereist bin!
Ich kann definitiv sagen, dass das eine der besten Tage waren, die ich hier in Brasilien verbringen durfte!
Mit fast 70 anderen Austauschschülern sind wir in einem Hotel - ein paar Blocks von der Copacabana entfernt - geblieben und hatten eine wunderschöne Zeit!
Es war super Interessant die Erfahrungen mit den anderen Austauschschülern zu vergleichen und herauszufinden, dass (zumindest den Leuten aus dem eigenen Land) ungefähr die gleichen Dinge aufgefallen sind.
Zu Anfang ist es mir fast schon schwer gefallen mich auf Deutsch zu unterhalten, weil ich die Reaktionen auf Portugiesisch schon total drin habe.
Mit den Austauschschülern aus den Ländern habe ich mich überwiegend auf Portugiesisch unterhalten, weil es mir mittlerweile viel einfacher fällt zu sprechen als das Englische hahah.
Die einzigen, die Probleme damit haben Portugiesisch zu lernen und die nach 5 Monaten immer noch so gut wie nichts sprechen sind die Asiaten und die US-Amerikaner.
Bei den Asiaten versteh ich es ja noch mehr oder weniger (obwohl sie Englisch sprechen und somit unser Alphabet eigentlich beherrschen müssten), aber das mit den US-Amerikanern habe ich nicht verstanden.
Es war auch ein Mädchen aus dem englischen Teil Kanadas dort, die ohne Probleme Portugiesisch gesprochen hat, also habe ich sie mal gefragt woran das liegt das die Leute aus den USA kein Wort sprechen.
Ihre Erklärung war, dass sich US-Amerikaner im Innern immer ein bisschen besser als andere Nationen fühlen und dann mit der Einstellung in andere Länder reisen, dass der Rest der Welt ja Englisch sprechen muss bzw. kann, weil es die Weltsprache ist.
Das mag ja schön und gut sein und in vielen Orten der Welt auch stimmen, allerdings lernen sie mit dieser Einstellung halt keine Fremdsprache.
Nun zurück zum Eigentlichen der Reise:
Wir haben eine historische Stadttour gemacht, sind ins Fußballstadion Maracanã, in dem Deutschland die Weltmeisterschaft gewonnen, gegangen, haben die Escadaria Selarón (eine sehr berühmte, künstlerisch geflieste Treppe in Rio) besucht, sind auf den Zuckerhut (Pão de Açúcar - wörtlich übersetzt Zuckerbrot) gefahren, haben eine Tour 
durch die Favela Santa Marta gemacht (das ist eine Favela in der Frieden herrscht,
d.h. es laufen keine Leute mit Waffen rum;
Drogenhandel existiert allerdings immernoch und das konnte man an der ein oder anderen Ecke auch
sehen), 
haben den früheren Militärs-Posten an der Spitze der Bucht bei der Copacabana besucht, 
sind zur Christus-Statue hinauf gefahren (mit einem wunderschönen Ausblick über die ganze Stadt,
genauso wie auf dem Zuckerhut) und haben den letzten Nachmittag am Strand von Ipanema verbracht
und danach einen Funk- und Samba-Tanzkurs bekommen!

Ich habe dadurch auch ein paar Austauschschüler, die in Curitiba leben, kennengelernt, von denen ich vorher ja keinen einzigen kannte.
Es war eine wunderschöne Reise und ich bin so dankbar, dass ich diese machen konnte! 
Danke, Mama und Papa!! ♥

Das ist alles was ich bis heute zu erzählen habe.
Einen wunderschönen Tag ♥
Beijos Ina


Graffiti in Rio

Im Fußballstadion Maracanã 


Bei der Escadaria Selarón

Blick auf Rio bei der Zwischenstation zum Zuckerhut

Blick aus der Gondel auf den Zuckerhut

Ein Graffiti, das die Favela "Santa Marta" darstellen soll

In der Favela "Santa Marta" mit dem Blick auf Rio de Janeiro

1996 hat Michael Jackson in dieser Favela den Clip zu
"They Don't Care About Us" gedreht, also wurde,
als er gestorben ist, ein Platz mit seinem Namen im Zentrum der Favela errichtet,
mit diesem Mosaikbild:

Vor der Copacabana von dem Militärs-Posten aus

Vor der Christus-Statue

Ipanema Beach

Donnerstag, 5. November 2015

#10 Drei Monate rum

Ich habe ein Video über meinen Alltag hier in Brasilien hochgeladen!:
https://youtu.be/RDyCF7rROAE




Schon mehr als 1/4 von meinem Auslandsjahr ist vorbei!
Wenn man das so betrachtet, vergeht die Zeit echt wie im Flug ...

Ich verstehe im Alltag von der Sprache schon so ziemlich alles und das ist so ein unglaublich tolles Gefühl!
Wie schnell man doch eine komplett neue Sprache lernt, wenn man ins eiskalte Wasser springt.
An die Kultur habe ich mich auch schon sehr gut gewöhnt und ich glaube eingelebt auch schon super!

Richtige Freunde hab ich auch schon gefunden.
Klar, es ist keine Freundschaft wie die, die man Jahre lang in Deutschland aufgebaut hat, aber in der Schule bin ich immer mit 2 Mädchen zusammen und wir machen auch die ganze Zeit nur Schmarn und reden über die gleichen Dinge, über die auch in Deutschland geredet wird (Jungs, Klamotten, Partys,...).

Mit einer von den beiden bin ich letzte Woche verreist.
Ihre Familie ist übers Wochenende nach Santa Catarina zu einer Hochzeit gefahren und hat gefragt, ob ich nicht Lust hätte mitzukommen.
Natürlich habe ich ja gesagt und nachdem alles mit der Organisation geklärt war sind wir mit dem Auto in ein Hotel in einem kleinen Ort namens "Campo Alegre" gefahren.

Brasilianische Hochzeiten sind wirklich fast genauso wie brasilianische 15. Geburtstage:
Viele Gäste, in einem Saal für Feste, mit Buffet, offiziellem Tanz (Walzer), inoffiziellem Tanz mit moderner brasilianischer Musik bis früh morgens.
Der einzige Unterschied war, dass es die Hochzeitszeremonie mit Pfarrer gab
- (normalerweise ist die immer in der Kirche, aber da die Braut schon einmal verheiratet war und geschieden ist, darf sie nicht mehr in der Kirche heiraten und es war beinahe unmöglich einen Pfarrer zu finden, der die beiden traut) - und auch ein bisschen deutsche Volksmusik.
Der Bräutigam ist zwar in Santa Catarina (Staat in Brasilien mit den meisten deutsch-abstammenden) aufgewachsen, aber er spricht deutsch.
Ich habe mich mit ihm auf deutsch unterhalten und es gab auch ein Ehepaar, das extra wegen der Hochzeit aus Deutschland angereist ist.
Es war so merkwürdig wieder direkt deutsch zu reden und ich habe mich gar nicht mehr deutsch gefühlt irgendwie ...

Für die Hochzeit war ich mit meiner Freundin im Salon und habe "Progressiva" machen lassen (in Deutschland bekannt als "Brazilian Blowout"), was die Haare für ca. 5 Monate glatt macht.
Es ist zwar nicht ganz gesund und der Geruch hat wie sonst was in den Augen gebrannt, vorallem weil man in Brasilien nach Gesundheits-Beschränkungen für solche chemischen Substanzen vergeblich suchen kann, aber wegen dem Ergebnis hat es sich echt gelohnt!
Außerdem kostet eine Anwendung in Deutschland um die 200 Euro und hier umgerechnet 30.

Normalerweise sind hier fast alle Sachen billiger: Essen, Möbel, Häuser, Apartments,...
Teurer sind elektronische Produkte (Smartphones, Fernseher, ...), Autos, importierte Schokolade und Nutella! (Deshalb hat meine Gastschwester von ihrer Reise 4 Gläser Nutella aus Polen mitgebracht hahaha).
Hier gibt es nur das (in Deutschland) kleine Glas Nutella und ein noch kleineres Mini-Nutella.
Das (in Deutschland) kleine Glas Nutella kostet hier umgerechnet 4 Euro, deshalb gibt es so gut wie nie Nutella zu Essen, und wenn dann nur ganz ganz dünn aufs Brot geschmiert.
Da hab ich ja schon ganz schön blöd geschaut, aber als mein Augen-Make-Up-Entferner vor ein paar Tagen alle gegangen ist und ich mich auf die Suche nach einem Neuen gemacht habe, hat das billigste Fläschchen mit 125ml umgerechnet 8 verdammte Euro gekostet. (32 Reais)
Es hat mir so weh getan das ganze gute Geld dafür auszugeben hahaha.

Ansonsten hatten wir in unserer Schule noch ein Kunstprojekt, mit Präsentationen von allen Jahrgängen, das in jedem Fach eine Note bringt und ich musste zu so einer Art Intensivierung/Nachsitzen nachmittags, weil ich eine schlechte Note in Portugiesisch geschrieben habe ... (was doch wohl klar ist!? aber naja.)
Das hat mich ziemlich abgenervt, vor Allem weil meine Schule meine Noten, gemachte Hausaufgaben usw. ziemlich ernst nimmt und mir sind die halt egal, weil sie für mich in Deutschland eh nicht zählen.
Meiner Meinung nach reicht es dass ich im Unterricht aufpasse und nicht störe, weil so bescheuert, dass ich mich hier in der Schule anstrenge, bin ich definitiv nicht.
Eine Woche später habe ich allerdings 80% von 100 in einer ganz normalen Portugiesisch Probe erreicht und war damit besser als der Durchschnitt!
Meine Lehrerin hat nur 2 Aufgaben von 12, die ich nicht gemacht habe, nicht werten lassen, aber ansonsten meine Probe genauso wie alle anderen korrigiert!

3 Mal die Woche fahre ich nach der Schule mit dem Bus zum Ballettunterricht, esse vorher im Supermarkt zu Mittag und komme an diesen Tagen um ca. 18 Uhr nach Hause.
Es ist ein bisschen mehr Aufwand hier mit dem Bus zu fahren, weil es keine Fahrzeiten gibt und es schon vorkam, dass ich 50 Minuten warten musste.

Einmal bin ich nach Hause gefahren als es schon relativ dunkel war und ich hatte die Angst meines Lebens haha.
Ich musste alleine an einer Bushaltestelle warten, wo weit und breit keine Menschen und keine Häuser drum herum waren.
Plötzlich ist ein junger Mann gekommen und ich habe mir gedacht:
"Wenn der jetzt nicht krank im Kopf ist bin ich sicher, haha".
Dann stand er neben mir, hat seine Kopfhörer in seine Ohren gesteckt, hat sich an den Straßenrand, mit dem Rücken zu mir, gestellt und dann einfach angefangen zu rappen und richtig verrückt zu tanzen, sich im Kreis zu drehen und hat angefangen sich aufzuführen wie ein Affe, hahaha...
Wenn es nicht so Angst einflößend gewesen wäre, weil ich allein mit ihm da war, hätte ich mich ja gekugelt vor Lachen, aber in dem Moment habe ich nur darauf gehofft, dass der Bus sehr bald ankommt.
(Keine Sorgen Mama: Danach hab ich das alles meiner Gastmutter erzählt und als mein Training das nächste Mal so spät erst aus war, hat sie mich mit dem Auto abgeholt.)

Hier gibt es so viele Menschen, die verrückt oder krank im Kopf sind, vor Allem abends und nachts auf den Straßen.
Solange man aber auf seine Sicherheit achtet, nicht alleine nachts rausgeht, in den etwas gefährlicheren Gegenden sein Handy nicht in der Hand hat und keinen teuren Schmuck zeigt, muss man keine Angst haben.

Es wird schon langsam Weihnachten!
Im Supermarkt gibt es Weihnachtssachen zu kaufen, November hat schon angefangen, aber es wird immer wärmer ...
Es ist so merkwürdig im Oktober/November in der Schule zu sitzen und zu schwitzen!
Ich bin schon sehr gespannt auf Weihnachten und Silvester, allerdings muss ich sagen, ich vermisse den Schnee an Weihnachten, heiße Schokolade, dicke Pullover, dicke Socken und Wohlfühl-Essen jetzt schon!

Beijos und (die letzten Wochen regnerische) Grüße aus Curitiba
Ina ♥

Regenbogen aus der Sicht von unserem Balkon

Curitiba bei Nacht

Landschaft in der Nähe von Curitiba

Überteuertes Nutella


Meine beste Freundin und ich auf der Hochzeit in Santa Catarina

Santa Catarina

Angeln in Santa Catarina

Auf meinem Heimweg nach dem Training


Mittwoch, 9. September 2015

#9 Ein Monat in Brasilien

1 Monat in Brasilien

Unfassbar, aber wahr. Die Zeit vergeht wie im Flug.

Am Montag der zweiten Woche in der Gastfamilie hatte ich meine Schule immer noch nicht.
Also hat meine Mutter (in Deutschland) YFUDeutschland angerufen, ob das nicht langsam geregelt werden kann und die im Büro wussten noch gar nicht, dass ein paar Austauschschüler ihre Schule noch nicht hatten …
Die Frau aus Deutschland hat dann bei YFUBrasilien angerufen und ein bisschen Druck gemacht und siehe da: Einen Tag später kam der Anruf aus Rio, dass ich bei einer katholischen Schule angenommen wurde, auf die auch meine Gastmutter gegangen ist.
Es war nicht möglich auf die Schule meiner Gastgeschwister zu gehen, weil die anscheinend in den letzten Jahren schlechte Erfahrungen mit Austauschschülern gemacht haben, aber ich bin sehr glücklich mit meiner jetzigen Schule!

Das Heimweh hat sich so gebessert! Vor allem seit ich in der Schule bin ist es komplett weg.
Als ich das erste Mal in der Schule war (nicht zum Unterricht, sondern zum Vorstellen bei der Direktorin) hat diese angefangen mit mir auf Französisch zu reden.
Ich war so verdutzt und konnte in dem Moment nicht unterscheiden, ob das jetzt Portugiesisch oder Französisch ist. Mir ist auf einmal kein einziges französisches Wort eingefallen und es ist nur Portugiesisch rausgekommen.
Es ist so verwirrend! Ein totales Sprachenchaos in meinem Kopf und mir fällt kein französischer Satz mehr ein.

Die Schuluniform hier ist so bequem! Und es ist super praktisch, weil man sich keinen einzigen Tag, unter der Woche, Gedanken darüber machen muss, was man anziehen soll.
(Die Mädchen hier an der Schule hassen es allerdings eine Schuluniform tragen zu müssen.)
Sie besteht aus einer Art Jogginghose, einer Sweater-Jacke und 2 T-Shirts, zum unter der Woche wechseln.
Man zieht unter dem T-Shirt hier noch etwas an, zum öfter als 2 Mal die Woche wechseln, weil Brasilianer sehr viel Wert auf Hygiene legen. SEHR viel Wert!
Ich wurde schon ein paar Mal in der Schule gefragt, ob wir in Deutschland auch jeden Tag duschen.
(Damit wollten sie wissen, ob manche wirklich NICHT jeden Tag duschen.
Indirekte Fragen sind auch typisch brasilianisch und Deutsche bzw. Europäer haben einen eher unhygienischen Ruf in Brasilien.) 
Ich habe sie beruhigt, dass ich hier in Brasilien jeden Tag dusche, worum wir auch äußerst dringend auf dem Vorbereitungscamp in Rio gebeten wurden.

Vor 2 Wochen waren wir als Familie auf einen 15. Geburtstag von einem Mädchen eingeladen.
Die 15. Geburtstage von Mädchen werden hier in Brasilien so krass groß gefeiert!
Wir waren einen Tag vorher im Salon, um uns die Nägel machen zu lassen, haben ein Abendkleid für meine Gastschwester, meine Gastmutter und mich gekauft, waren am Tag der Feier beim Friseur, um uns die Haare machen zu lassen, etc…
Bei der Feier waren um die 200 Gäste anwesend und mein Gastbruder hat mir erzählt das wäre eine der „kleineren Feiern“ gewesen.
Es gab ein großes Buffet, eine Foto Diashow von Geburt an, das Geburtstagskind hatte ein Disney-Prinzessinnen-Film-ähnliches Kleid an, es gab einen offiziellen Tanz (Walzer), ein Dessertbuffet (Brigadeiro!! *-*) und danach der inoffizielle Teil mit Diskomusik, Brasilianischer Musik, DJ und mir als einzige Deutsche unter circa 100 tanzbegabten Brasilianern und Brasilianerinnen … haha.

Nach diesem Wochenende war endlich mein erster Schultag.
Ich muss sagen er war richtig toll!
Die erste Stunde war zwar ein bisschen unschön, weil meine Klassenkameraden mir ein bisschen unschlüssig und vorsichtig vorkamen, um mich erstmal einzuschätzen, aber danach, als sie (hoffentlich) gemerkt haben, dass ich in Ordnung bin, waren plötzlich alle unvorstellbar interessiert.  Sie standen alle in einer Traube um mich herum (auch während des Unterrichts) haben mich fast an meinem Tisch zerquetscht und mit Fragen bombadiert!
Sie wollten unbedingt wissen, wie Schule in Deutschland so ist, welcher mein Lieblingssänger ist, welche Serien ich schaue und ob ich in Deutschland einen „namorado“ (Freund) habe.
(Das fragt mich hier in Brasilien jeder, meine Gasttante will mich hier verkuppeln und meine andere Gasttante meint es ist schlau, dass ich in Deutschland keinen Freund hatte …)

In meiner Klasse hier spricht nur ein Mädchen Englisch, der Rest nur Portugiesisch.
Als ich das erste Mal Englischunterricht hatte wusste ich wieso:
Wir hatten einen Test und die Grammatikerklärung stand auf der Vorderseite.
Auf der Rückseite sollte man nur die Präpositionen in Sätze wie „She’s on the bus.“ einsetzen.
Man konnte quasi die Lösungen abschauen.
Nur die Personen, die nachmittags außerhalb der Schule Englischkurse nehmen sprechen Englisch und das sind nicht wirklich viele.

An einem Nachmittag habe ich mit meiner Gastmutter „Brigadeiro de panela“ gemacht.
Es ist so unglaublich lecker, aber auch krass süß und kalorienreich.
Es besteht aus Butter, Kondensmilch und Trinkkakao, wird aufgeköchelt, während ständigem Rühren, und nach dem Abkühlen aus dem Topf gelöffelt.

In der ersten Schulwoche bin ich das erste Mal hier im Stadtviertel Joggen gegangen.
Ich bin zum Park in der Nähe gejoggt, habe eine Runde gemacht, und bin dann wieder zurück.
Auf dem Hinweg hat ca. jedes dritte Auto mir hinterher gehupt und gepfiffen (etwas ungewohnt, so oft, wenn man aus Deutschland kommt), allerdings ist das auf dem Rückweg, als mein komplettes Gesicht rot und verschwitzt war und meine Haare in alle Richtungen standen, schon weniger geworden, hahaha. 
Ich habe hier den Muskelkater meines Lebens vom Joggen. Wirklich es sollte nicht unterschätzt werden mit den ganzen Hügeln (und damit meine ich wirkliche Hügel).
Beim zweiten Mal habe ich eine andere Joggerin getroffen. Sie hat mich gefragt, ob ich zum Park jogge und ob wir die eine Straße zusammen joggen können. Ich so, ja klar, und dann hat sie erzählt, dass sie die vorherige Woche ziemlich früh morgens unterwegs war und auf dem Stück Richtung Park, auf dem keine Gebäude, sondern nur Bäume am Straßenrand sind, plötzlich ein Mann aus dem Gebüsch gekommen ist und sie nach der Uhrzeit gefragt hat. Er hat sie außerdem nach ihrem Handy gefragt und war ziemlich angsteinflößend.. Sie hat mir geraten das Stück nicht mehr alleine zu Joggen, weil die Kriminalität in diesem eigentlich sicheren Stadtviertel auch zunimmt.  

Mit meinen Freundinnen habe ich zum ersten Mal Açaí gegessen, in einem Restaurant in der Nähe von meiner Schule.
Das ist eine Art Eis aus der Frucht „Açaí“ mit Topping nach Wahl (Kondensmilch, Früchte, Honig, …).
Hier in Brasilien wird ziemlich viel Kondensmilch gegessen/benutzt. Brigadeiro besteht auch hauptsächlich daraus.
Daraus lässt sich folgern, dass die meisten Leute hier auch ein bisschen mehr Kilos auf den Hüften haben.
In Deutschland sind die meisten Kinder ja so dünn wie Spargel, aber hier gehen viele Kinder schon Richtung Übergewicht.
(Kein Wunder bei dem guten Essen)
Am gleichen Tag habe ich mit meiner Gastfamilie noch das Oscar Niemeyer-Museum besucht, welches eine Form von einem Auge hat. (Fotos folgen)

Meine Philosophie Lehrerin in der Schule hat zu mir gesagt, dass ich meine Textarbeit auf  Deutsch schreiben kann! Haha
Ihre Mutter spricht Deutsch und wird sie mit ihr korrigieren. 
In Südbrasilien sind die meisten europäischer Abstammung. Curitiba ist eher polnisch und italienisch, aber weiter südlich in Santa Catarina gibt es viele deutsche Orte (z.B. Blumenau, mit dem 2. Größten Oktoberfest der Welt).

In Curitiba gibt es mehrere Ballettschulen und ich habe in Deutschland schon Ballett gemacht, deshalb war ich zum Ausprobieren in einer Probestunde.
Die Ballettlehrerin hier ist strenger als in Deutschland und es wird mehr Technik gemacht und auf Feinheiten geachtet.
Vom Level her sind die Mädchen alle super unterschiedlich in der Gruppe.
Es gibt z.B. ein kleines Mädchen das fast schon professionell tanzt, aber auch halbe Anfänger.

Gestern und Vorgestern waren „feriados“ (Feiertage) und wir sind über das Wochenende in das Haus der Familie am Strand gefahren.
Es ist ziemlich klein, aber die Zeit dort war wirklich schön!
Wir waren dort mit Tanten, Onkel, Großeltern und meiner (Gast-)Cousine, haben in Stockbetten geschlafen, sind am Strand spazieren gegangen und sogar ins Wasser. (Es ist im Moment Winter und es hatte um die 18-23 Grad Lufttemperatur.)
Aber zum Glück fängt diesen Monat der Frühling an und es wird wärmer!

Mehr fällt mir im Moment nicht zum ersten Monat ein. 
Liebe Grüße aus Brasilien!


Beijos Ina

Schuluniform

15. Geburtstagsfeier in Brasilien

Brigadeiro de panela

Açaí

Oscar Niemeyer Museum

Brasilianische Berge

Feriados am Strand


Montag, 17. August 2015

#8 Die erste Woche in der Gastfamilie

Mittlerweile bin ich schon eine Woche in meiner Gastfamilie.
Besonders die ersten Tage sind mir schwer gefallen, weil ich viel an Deutschland gedacht habe und die Gastfamilie mir ja auch noch sehr fremd war.
Ich habe viel weinen müssen, aber am 2. Tag habe ich mit meiner Gastmutter über Heimweh (saudades da Alemanha) geredet und sie hat mich total lieb getröstet, in den Arm genommen und gesagt sie wird gerne für ein Jahr meine Mutter sein. Danach ging es mir schon viel besser.

Ein paar Mal schon (obwohl von der Organisation davon abgeraten wurde) habe ich mit meiner Familie in Deutschland geskyped. Mir hat das jetzt am Anfang aber ziemlich geholfen und hat mein Heimweh eher gelindert.

Am Sonntag, den 09.08.2015 war "Dia dos país" (Vatertag) hier in Brasilien. 
Wir sind mit der gesamten Familie von meiner Gastmutter in einen Park gefahren und haben da fett gegrillt.
Wer in Deutschland denkt er hat eine Großfamilie sollte sich mal Brasilianische Familien anschauen!
Da den Überblick zu behalten ist schlicht und einfach unmöglich.

Hier in Brasilien habe ich jetzt eine PrePaid Sim-Karte.
10MB pro Tag und man zahlt R$0,99 automatisch am Tag dafür.

Die erste Woche hatte ich noch keine Schule, weil ich meine Schule bis heute (Montag, 17.08.15) immer noch nicht habe.
Ich hab Portugiesisch gelernt, war mit meinem Gastbruder und einer Freundin von ihm
im deutschen Shopping Center (Mueller.) und mit dem Fahrrad im Park
(jeder hier in der Stadt hat ein Fahrrad, aber keiner benutzt es.. jetzt weiß ich auch warum:
es ist krass hügelig und das ist wirklich anstrengend), außerdem habe ich viele neue brasilianische Spezialitäten probiert und neue Früchte kennengelernt und gegessen.

Wir waren schon ziemlich oft Essen und einmal in einer Pizzeria.
Hier bestellt man mehrere Pizza Sorten und jeder nimmt sich dann von einem fetten, runden Pizzablech die Stücke runter die er haben möchte.
Es gibt in Brasilien alle möglichen Sorten und ich muss sagen die Pizza hier schmeckt echt besser als in Deutschland. (Ich habe zum Beispiel ein Stück Pizza-Bolognese gegessen.)
Pizza wird hier mit Ketchup und Senf oder Olivenöl gegessen.
Außerdem ist es super billig!
Essen und Trinken in der Pizzeria hat für 12 Personen 219 Reais gekostet (umgerechnet ca. 55 Euro).
Eins kann ich sagen: Brasilianer essen so viel! Brasileiros comem muito!
Und die Nachspeisen sind krass süß, aber Brigadeiro ist sooo lecker!

Hier in Curitiba gibt es unglaublich viele Parks und sehr viel Grün!
Es ist wunderschön und gestern habe ich das erste Mal "Caldo de Cana" (Zuckerrohrsaft) getrunken,
Ich muss echt aufpassen, dass ich hier nicht allzu viel zunehme!

Bis dann!
Beijos Ina

Deutscher Park

A cidade Curitiba

Fast jeder in Brasilien hat mindestens einen Hund

Zuckerrohr

Zuckerrohrsaft (Caldo de Cana)

Brigadeiro

#7 Orientation in Brasilien

Nach dem Flug sind wir nach ein paar Problemen endlich am 05.08.2015 in Rio De Janeiro angekommen.
Vom Flughafen aus wurden wir mit einem Reisebus zu der Herberge in den Bergen gebracht, wo es schon mal zum Abendessen typisch Brasilianisch: Reis mit Bohnen und Fleisch (Feijoada) gab.

Auf der Orientation waren auch Austauschschüler aus anderen Ländern (Mexiko, Belgien, Dänemark, Litauen, Thailand, Norwegen), deshalb (und weil nicht alle Teamer Deutsch sprechen) wurden die AGs auf Englisch gemacht.

Zwei der Austauschschüler sind schon seit einem halben Jahr in Brasilien und hatten ihre Orientation zur Mitte des Jahres. Die eine spricht schon fließend Portugiesisch!

Auf der Vorbereitung haben wir viel über Verhalten, Tipps und was Brasilianer für Angewohnheiten haben gelernt.

Und nach ein paar kurzen Tagen ging es am Samstag, den 08.08.2015 dann schon weiter zu den Gastfamilien. Alle waren aufgeregt, haben sich aber auch schon sehr gefreut!

Bis bald!
Ina

Hier noch ein paar Fotos:

Unser Zimmer in der Herberge

Das Bad

Das Gelände

Der Pool 
(es war ein bisschen zu kalt zum Baden, manche haben es trotzdem gemacht)

Schoko-Brigadeiro-Kuchen
(krass süß, aber super lecker) 

Rio de Janeiro beim Abflug zur Gastfamilie

Curitiba von Oben


Sonntag, 7. Juni 2015

#6 Latino-VBT

Vom 17.05.-23.05.15 war unsere Latino-Vorbereitungstagung in Thüringen.
Dazu kann ich gar nicht viel sagen, so eine Woche muss man einfach selbst erleben!
Ich kann nur sagen es war eine der schönsten Wochen, die ich je erleben durfte!

Wir wurden meiner Meinung nach sehr gut auf das Auslandsjahr vorbereitet und hatten dabei so viel Spaß. Die Stimmung war einfach mega!

Mit den Leuten dort hat man sich auf Anhieb gut verstanden, weil man im Moment einfach die gleichen Träume (von seinem Gastland) hat und nach der Woche kam es mir so vor als würde ich einige dort schon Jahre lang kennen.

#5 Botschafter Bayerns

Boa tarde!
Ich habe lange nicht mehr geschrieben, aber inzwischen ist viel passiert!
Unter anderem habe ich die Zusage fürs "Botschafter Bayerns"-Stipendium bekommen!
Ich bin so dankbar und so glücklich darüber und total ausgerastet vor Freude als ich den Brief bekommen habe!

Das "Botschafter Bayerns"-Stipendium wird jedes Jahr vom Bayrischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst an Schüler in ganz Bayern verliehen die mit YFU ein Auslandsjahr in einem der 13 Partnerländer Bayerns verbringen werden.
Dazu gehören Brasilien, Bulgarien, China, Indien, Polen, Rumänien, Russland, Serbien, Slowakei, Südafrika, Tschechien, Türkei, Ungarn.

Um sich für das "Botschafter Bayerns"-Stipendium zu bewerben muss man die ganz normale YFU Bewerbung durchlaufen und bei der Bewerbung auf der "Sonderstipendien" Seite Botschafter Bayerns ankreuzen.

Hier gibt es weitere Infos zum Stipendium:

http://www.yfu.de/austauschjahr/stipendien/sonderstipendien/botschafter-bayerns

Die Stipendienverleihung ist im Juli und ich habe auf der Vorbereitungstagung schon andere kennengelernt, die ich dann dort wiedertreffen werde.

Außerdem habe ich den Abflugtermin bekommen, am 04.08. gehts los!!
Ab heute sind es nur noch 58 Tage!